Feedback Fall 3: Fall Zug
Die Unterhaltung enthält sehr spezifische personenbezogene Informationen:
- Vater ist Akademiker
- Mutter ist Hausfrau ohne Ausbildung
- Tochter bewegt sich in der autonomen Szene
Kennt eine Person die Familie, kann sie schnell erschliessen, dass sich euer Gespräch auf eben diese Familie bezieht. Man nennt zwar keine Namen, aber macht die Personen durch die spezifischen Informationen einfach identifizierbar.
Eine andere Gefahr ist, dass Personen die Aussagen auf eine andere als die gemeinte Familie beziehen, weil sie glauben, diese zu kennen.
Daher ist auch die Umgebung nicht für die Unterhaltung geeignet: Im Zug ist die Situation unübersichtlich und es ist gut möglich, dass jemand mithört, den man übersehen hat. Und ist man erst mal im Gespräch vertieft, geschieht es schnell, dass sich jemand neu in die Nähe setzt, ohne dass es jemand von euch merkt.
Weiter gilt es zu überlegen, was die Aussage über die Mutter ("wie sich die Mutter verhält ist ja echt unmöglich!") auswirken kann. Manch eine Mutter könnte sich fragen: "Würde ein Therapeut auch so über MICH reden?"
Nicht nur persönliche Details, auch bestimmte Orte und Zeitpunkte können Rückschlüsse auf Personen zulassen. Beispiele: Intensivstation Bett Nummer X oder Psychiatriestation geschlossen, Trakt Y.
Take Home Message [hier klicken zum anzeigen]
Anonymisieren heisst mehr, als den Namen nicht nennen! Auch andere persönliche Details lassen Rückschlüsse auf Personen zu.
Nur Orte an denen du ganz sicher bist, dass dich niemand überhört, sind angemessen für den Austausch über sensible Daten. Der Zug gehört definitiv nicht dazu. nächster Fall