ggr. Metritis bei MMA /PPDS, die normalerweise gut auf Therapie anspricht akute septische Metritis ist eine lebensbedrohende Erkrankung, relativ selten, schlechte Prognose
Ätiologie:
möglich: toter Fetus im Uterus durch Parvovirus oder andere Infektionen
Infektion durch Geburtshilfe oder postpartale Manipulationen
Klinische Symptome:
sichtbar innerhalb 48h nach der Geburt
Initial pyretisch (40-41°C Körpertemperatur), Anorexie, möchte nicht oder kann nicht aufstehen
übelriechender Vaginaler Ausfluss
Hautareale sind verfärbt
manuelle Exploration der Vagina (grosse Vorsicht, Handschuhe tragen!): vaginale und uterine Mukosa ist geschwollen, entzündet und trocken, Reste von Fruchthüllen können vorhanden sein, toter, aufgedunsener Fetus kann möglicherweise auch ertastet werden
weitere manuelle Exploration sollte nicht durchgeführt werden, um weiteren Schaden zu vermeiden
Körpertemperatur kann fallen, wenn die Sau toxämisch wird, dehydriert, sichtbare Schleimhäute trocken und gerötet
TX:
Katheter in die Ohrvene: Flüssigkeitstherapie mit physiologischer Kochsalzlösung + Antibiotische Therapie (Ampicillin) + NSAIDs
intrauterine Antibiotika werden meist nicht verwendet, weil ihre Wirkzeit zu kurz ist und das Platzieren mehr Schaden anrichten kann
während manueller Exploration sollen Fruchthüllen und Reste von Feten vorsichtig entfernt werden (viel Gleitgel verwenden!!!)
Sau auf weichem Boden betten, wärmen, ad libitum Wasser und Futter; Sau ermutigen sich zu bewegen
Prognose: schlecht, Verbesserungen des Zustandes sollen innerhalb 24h eintreten
nach 24h erfolgloser Therapieversuch oder wenn Behandlung ökonomisch nicht sinnvoll ist: Euthanasie
Factsheet "Wochenbettlahmheit"
Normalerweise steht die Sau nach der Geburt des letzten Ferkels auf und uriniert, sie stehen auch zum Fressen auf, gesäugt wird in Seitenlage
Altsauen haben manchmal Schwierigkeiten nach der Geburt aufzustehen (besonders in Kastenständen), Assistenz beim Aufstehen, Bewegung ermöglichen
Factsheet "Retention secundinarum"
Ultraschall einer Sau mit Retentio: (A) Uterushorn, (B) Uteruslumen und Endometrium, (C) vergrösserte Blutgefässe; Bild von Björkman et al., 2017
Fruchthüllen werden meist 4 - 4.5 h nach der Geburt des gesamten Wurfs oder in kleinen Massen zwischen den Ferkeln ausgestossen
Retentio ist selten
Oft nach verlängerter Geburtsdauer und Einsatz von Oxytocin während der Geburt, da bei einer langen Geburt, das Oxytocin-Level reduziert ist
Aber: Oxytocin-Applikation gegen Ende der Austreibungsphase reduziert die Zeit bis die Fruchthüllen ausgestossen werden
Ursache für Retentio: im Uterus verbliebener Fetus/Feten
TX:
vaginale Exploration, um zurückgehaltene Feten zu ertasten
manuelle Extraktion der Feten
Oxytocin-Injektion (20 IU m.) um Wehen auszulösen
Nachgeburt wird ausgestossen und im Uterus verbliebene Feten werden in den Utueruskörper vorgeschoben, von wo sie manuell extrahiert werden können
Factsheet ""Verzögerte Uterus-Involution"
Normalerweise verkleinert sich der Uterus in der 1. Woche post partum:
Daten: Alexander Grahofer
Zunächst reduziert sich das Uterus-Gewicht durch Resorptionsvorgänge
Nach der ersten Woche post partum kommt es dann auch zu Umbauvorgängen am Myometrium, vor allem: Reduktion der Anzahl an Zellen, Zellgrösse und der Menge an Bindegewebe
Nach 3 Wochen ist die Rückbildung meist abgeschlossen und das Gewicht des Uterus beträgt dann 500 – 700 g
Verzögerte Uterus-Involution:
möglicherweise reduzierte Fruchtbarkeit im darauffolgenden Zyklus
Ursachen:
verlängerte Geburtsdauer
erhöhte Totgeburten-Rate
Retention secundinarum
Oxytocin-Applikation
Daten: Alexander Grahofer
Ultraschall einer Sau, 3 Tage post partum: (A) vergrössertes Uterushorn, (B) vergrösserte Blutgefässe; Bild von Björkman et al., 2017
Veraltete Bezeichnung MMA (Mastitis-Metritis-Agalaktie) multifaktorielle Krankheit
Krankheitsbild:
erste Anzeichen:
gestörtes Allgemeinbefinden
Fressunlust
erhöhte Körpertemperatur (>39.5°C)
Versiegen der zunächst physiologischen Milchsekretion 24-48h post partum (Hypo-/Agalaktie)
Mastitis (Ödem, Wärme, Schmerzhaftigkeit, Rötung, Verhärtung des Gesäuges, Sekretveränderung, Sau liegt auf Gesäuge um es zu Kühlen, lässt Ferkel nicht saugen)
evtl. Vaginalausfluss (Endometritis)
Koprostase
Ferkel sind laut, unruhig und haben eingefallene Flanken, da sie zu wenig Milch erhalten
Ursache Endotoxämie:
meist durch Obstipation und Fehlgärung durch fehlerhafte Fütterung und unzureichender Wasserversorgung
Retentio, resorbierte Feten, verzögerte Geburten
Harnwegsinfektion mit koliformen Bakterien
ausgelöst durch:
Haltungsmängel (zu raue Bodenbeschaffenheit, zu hohe oder zu tiefe Raumtemperatur)
fehlende Bewegungsmöglichkeiten
fehlerhaftes Hygienemanagement (kurze Leerzeiten, ungenügende Reinigung und Desinfektion)
Fütterungsfehler (Futterzusammensetzung und Fütterungsregime rund um die Geburt, zu wenig quellfähige Fasern)
mangelhafte Kondition (zu mager oder zu fett)
ungenügende Frischwasserversorgung
geschwächtes Immunsystem durch Stress, besonders bei Jungsauen
Entstehung der Krankheit:
Die Entstehung von PPDS ist multifaktoriell. Der Milchmangel steht im Vordergrund. Meist weisen an PPDS erkrankte Sauen eine Gesäugeentzündung (Mastitis) auf. Keime aus dem Darm, der Gebärmutter oder verschmutzter Umgebung gelangen in das Gesäuge. Schweinezitzen haben keinen Schliessmuskel, was den Eintritt von Keimen erleichtert.
Mastitis ist eine mögliche Ursache für den Milchmangel.
Meist geht PPDS auch mit Verstopfung einher. Die bei Verstopfung freigesetzten Giftstoffe (Endotoxine), begünstigen die Entstehung von Mastitis. Durch die lähmende Wirkung der Giftstoffe auf die glatte Muskulatur, führen sie zu verminderter Darmmotorik und verzögerter Rückbildung der Gebärmutter. Sie lösen auch Fieber aus und hemmen die Prolaktinausschüttung, was ebenfalls zu Milchmangel führt.
In einigen Fällen von PPDS kann zusätzlich eine Gebärmutterentzündung (Metritis) auftreten. Diese wird durch lange Geburten und schlechte Geburtshygiene begünstigt.
TX:
Bewegung bei fehlender Fresslust und/oder Verstopfungsproblemen der Sau
NSAIDs
wirkt abschwellend, schmerzlindernd und entzündungshemmend
der Allgemeinzustand der Sau wird verbessert.
Oxytocin
fördert die Gebärmutterkontraktion, so werden krankmachende Keime aus der Gebärmutter entfernt
führt zu Milchausschüttung, wodurch die Ferkel genährt und die Keimbelastung im Gesäuge verringert werden kann
Prostaglandin F2ɑ (24-48 h nach der Geburt)
führt zur Kontraktion und damit zur verbesserten Entleerung der Gebärmutter
Antibiogramm und entsprechende Antibiose - siehe für weitere Informationen im Therapieleitfaden unter Punkt 2.3. "Metritis Mastitis Agalactia (MMA) oder Postpartales Dysgalaktie-Syndrom (PPDS)" nach
zunächst sollte immer versucht werden, die Infektion mit Hilfe von Oxytocin und Entzündungshemmern in den Griff zu bekommen.
Antibiotikagaben sollten nur bei schweren Erkrankungen eingesetzt werden
Anzeichen für eine schwere Erkrankung sind stark beeinträchtigter Allgemeinzustand (Fressunlust, Apathie, Gesäugeentzündung, Ausfluss) und eine Körpertemperatur über 39.5°C
Antibiotika immer genügend lange und laut Antibiogramm einsetzen
Komplementärmedizin:
der Einsatz von Homöopathie kann unterstützend zur konventionellen Therapie wirken
Homöopathika können vor allem bei Bestandesproblemen zum Vorbeugen von Erkrankungen eingesetzt werden
mögliche Behandlungsschema finden sich z.B. im Buch: "Homöopathie beim Schwein“ von Stefan Wesselmann
Prophylaxe:
Umstallen in den Abferkelstall
Sauen 1 Woche vor dem Umstallen entwurmen
Sauen direkt vor dem Umstallen waschen
frühzeitig umstallen (möglichst 7 Tage vor dem Geburtstermin)
Einstallen in gereinigten, desinfizierten und abgetrockneten Abferkelstall (Rein-Raus-Verfahren)
Stalltemperatur 18-22 °C
Angepasste Fütterung (Geburtsvorbereitungsfutter)
Body Condition Score (BCS): Zielkondition beim Abferkeln: 3 bis 3.5
Bedarfsgerechte Fütterung
Fütterung um die Geburt
schrittweise Umstellung von Galtsauen- auf Laktationsfutter
Futtermenge 1-2 Tage vor dem Abferkeln leicht reduzieren
rohfaserreiche, quellfähige Komponenten für weichen Kot