Sozialverhalten kann gezeigt werden -> z.B. "Nosing", Spielverhalten bei Ferkeln
Sau: Nosing mit Ferkel, Sozialverhalten
Weiteres natürliches Verhalten kann gezeigt werden -> z.B. Nahrungssuche und Erkundungsverhalten (Wühlen)
Sau: zeigt Erkundungsverhalten aber keine Stereotypien
Gute Mensch-Tier-Beziehung -> die Tiere werden immer mit Sorgfalt behandelt
Sau: keine Angst vor Tierpfleger, Menschen
Positiver emotionaler Status -> negative Emotionen wie Angst, Stress, Frustration, Apathie sollte vermieden werden und gute Emotionen wie Wohlbehagen und Sicherheit sollte gefördert werden
Sau und Ferkel: durch Qualitative Behaviour Assessment QBA erhoben (Rutherford_2012_Qualitative Behavioural Assessment of emotionality in pigs)
Zusammenfassung: Natürliches Verhalten von Sau und Ferkeln um die Geburt:
adulte Weibchen (2-4, selten 6 Bachen), meist älteste Bache eine Führungsrolle
deren weibliche Nachkommen
diesjährigen Ferkel (Frischlinge)
Männliche Tiere (Keiler) verlassen mit 18 Monaten die Rotte, bleiben zunächst in Junggesellengruppen zusammen, ab der nächsten Paarungszeit umherziehende Einzelgänger
die Tiere sind sehr aktiv, sie legen täglich mehrere Kilometer zurück um Nahrung zu finden
ihre ausgeprägte Neugier und Erkundungsverhalten stammt von der Notwendigkeit Nahrung zu suchen
einige Tage vor der Geburt zieht sich die Sau von der Rotte zurück und beginnt ein Nest zu bauen
die Ferkel kommen ohne grosse Energiereserve zur Welt und ihre Fähigkeit zur Thermoregulation ist noch nicht gut ausgeprägt; deshalb müssen sie nach der Geburt rasch Muttermilch aufnehmen um ihre Energiebalance zu halten und benötigen ein warmes (31°C) Ferkelnest um zu überleben (Frischlinge in der Natur sind besser ausgestattet um eine Unterkühlung zu verhindern, sie besitzen dichte Borsten)
die Sau zeigt wenig Fürsorge gegenüber ihren Ferkeln nach der Geburt (Ferkel werden nicht geputzt, wie das bei anderen Haussäugetieren der Fall ist)
die Ferkel sind kurz nach der Geburt schon sehr aktiv und erreichen selbstständig das Gesäuge, dabei orientieren sie sich an der Wärme, am Geruch des Gesäuges und der Haarwuchsrichtung
das Überleben der Ferkel hängt stark mit der Kolostrum-Aufnahme ab:
Kolostrum liefert die benötigte Energie zur Thermoregulation sowie Immunglobuline, die einen passiven Schutz vor Pathogenen in den ersten beiden Wochen nach der Geburt gewährleisten.
Kolostrum sollte rasch nach der Geburt aufgenommen werden, da der Spiegel an Immunglobulienen im Kolostrum fällt und 4h post partum schon nur noch 50% beträgt
Kolostrum-Produktion: ante partum und bis zu 12-24h post partum
Säugeverhalten: etwa 1x pro Stunde in den ersten Tagen nach der Geburt, danach immer seltener
die Milchejektion wird durch das Verhalten der Ferkel und Synchronisation mit Nachbarsauen ausgelöst, dauert ca. 20 Sek
die Sau legt sich dazu in Seitenlage, sie ist dabei sorgsam, dass sie zuerst die Ferkel aus der Zone entfernt wo sie sich dann hinlegen will
Start wird durch spezifische Lautäusserungen der Sau signalisiert (oft synchron mit Nachbarsauen)
die Ferkel werden angelockt und platzieren sich an ihrer bevorzugten Zitze (die Zitzenordnung wird meist innerhalb der ersten 24 bis 72 Lebensstunden etabliert und verhindert einen Kampf um Zitzen vor jeden Säugeakt)
die Ferkel stimulieren die Zitze und lösen so die Milchejektion aus
in der Natur bleiben Ferkel für 4-8 Tage im Nest der Sau, die Sau verlässt das Nest nur zur Futter- und Wasseraufnahme sowie zum Suhlen bei warmen Temperaturen, häufig wird in dieser Periode "Nosing" (Nasenkontakt) zwischen Sau und Ferkeln beobachtet
die Ferkel lernen die Nahrungssuche und die Aufnahme von festem Futter durch Imitation der Sau
das Absetzen erfolgt graduell in dem die Sau Säugeakte unterbricht und die Zitzenmassage der Ferkel verhindert, beginnt natürlicherweise 3-4 Wochen post partum und dauert bis in die 12. Woche post partum
Factsheet „Bewertung der Vitalität der Ferkel“
Vitalitäts-Score:
Bewertung der Vitalitäts-Parameter anhand eines Punktesystems von 0-2 : (0... geringe Überlebenschancen, 2... gute Überlebenschancen)
In der Praxis schwer zu beurteilen: Puls, Muskeltonus
Weitere mögliche Parameter:
Intaktheit der Nabelschnur
Zeit, die ein Ferkel nach der Geburt benötigt, um an das Gesäuge zu gelangen bzw. das erste Mal säugt
Intrauterine Growth Restriction (IUGR): In grossen Würfen können Ferkel während ihrer Entwicklung im Uterus zurückbleiben. Sie sind an der «Delfin»-artigen Kopf-Form erkennbar. Sie benötigen extra Pflege, weil sie meist nicht genug Kolostrum aufnehmen können.
Meconium-Score:
Bewertung des Meconium-Scores anhand eines Punktesystems von 0-3 : (0... kein Meconium, 3... hochgradig mit Meconium verschmiert)
Untrauterine Hypoxie führt dazu, dass das Ferkel mit Meconium verschmiert ist: Hypoxie -> erhöhte Peristaltik und reduzierter Verschluss des Anus des Ferkels -> Meconium wird in die Amnionsflüssigkeit ausgeschieden -> verfärbt die Haut des Ferkels gelblich
Ein gewärmtes, isoliertes Ferkelnest muss zu Verfügung stehen
Ferkel abtrocknen
Die Kolostrumaufnahme des gesamten Wurfes innerhalb von 12-16h nach der Geburt sicherstellen
Schwache Ferkel sollen unterstützt werden, die Zitze zu finden, möglichst kleine, aber funktionierende Zitzen auswählen, da schwache Ferkel Probleme mit grossen Zitzen haben, 3-4x in den ersten Lebensstunden
Wenn notwendig können schwache Ferkel auch mit Kolostrum aus der Flasche (von der eigenen Mutter oder einer anderen Sau) gefüttert werden
Factsheet "Fütterung der Sau im Puerperium"
Wasser ad libitum
leicht abführendes Futter für 3 Tage, nicht überfüttern (sonst Risiko von PPDS erhöht)
Agroscope, 2016. Fütterungsempfehlungen für Schweine (Gelbes Buch).
Factsheet "Fütterung der Ferkel vor dem Absetzen"
Futterzusammensetzung von Saug- und Absetzferkeln; Agroscope, 2016. Fütterungsempfehlungen für Schweine (Gelbes Buch).
Beim Übergang von der Kolostralmilch zur Normalmilch wechseln die Ferkel von einer proteinreichen zu einer fettreichen Nahrungsquelle (ist darauf ausgerichtet, einen hohen Fettansatz zu sichern). In der Normalmilch beträgt der Fettgehalt 7-10%, was rund 65% der Bruttoenergie ausmacht. Die Gehalte an Protein und Laktose liegen bei je 5-6%, wobei die Proteinfraktion fast zur Hälfte aus Kasein besteht. Der Energiegehalt von Sauenmilch beträgt im Mittel 5.3 MJ VES / kg Milch.
Saugferkelbeifutter, ab der 2. Lebenswoche anbieten
Saugferkelbeifutter entspricht dem Absetzfutter
deckt die Bedarfslücke ab der 4. Säugewoche (Milchleistung der Sau erreicht in der 3. Laktationswoche ihr Maximum)
Gewöhnung an pflanzliche Futterbestandteile
Stimulierung der Magensäurebildung
Stimulierung der Bildung von Enzymen für die Verdauung von Kohlenhydratenund Proteinen
Stimulierung der Dickdarmentwicklung
Insgesamt Vorbereitung auf das Absetzen, positive Beeinflussung derDarmzottenfunktion.
Agroscope, 2016. Fütterungsempfehlungen für Schweine (Gelbes Buch).
Weiterführende Informationen zu Impfungen: https://www.blv.admin.ch/dam/blv/de/dokumente/tiere/tierkrankheiten-und-arzneimittel/tierarzneimittel/impfleitfaden-schweine.pdf.download.pdf/Impfleitfaden_Schweine_DE.pdf