Anschliessend klicken Sie bitte hier, um die Seite neu zu laden.
Das Schreiben des Abstracts
Die Zusammenfassung ist eine kurze Inhaltsangabe Ihrer Arbeit. Es erlaubt den Leserinnen und Lesern, sich im Rahmen einer Literaturrecherche rasch über den Inhalt zu informieren, denn das Abstract ist in der Regel auch bei kostenpflichigen Datenbanken frei einsehbar. Oft entscheidet sich am Abstract, ob jemand den ganzen Artikel beschafft und liest. Deshalb ist die Zusammenfassung wohl der wichtigste Absatz im ganzen Text.
Zudem wird die Zusammenfassung bei der Erstellung von Datenbankeinträgen sehr hoch gewichtet; es zahlt sich aus, wenn man beim Schreiben überlegt vorgeht und versucht, wichtige Schlüsselwörter zu integrieren, damit die Arbeit auch gefunden werden kann.
Die Länge des Abstracts beträgt je nach Journal um die 150-250
Wörter. Auch hier ist es wichtig, bei Veröffentlichung die Vorgaben des entsprechenden
Journals («Instructions to Authors») zu konsultieren und die dort angegebene
Maximallänge auf keinen Fall zu überschreiten!
Bei grösseren Arbeiten
(Bachelor-, Masterarbeit) nehmen Sie am besten mit Ihrer Betreuungsperson Rücksprache,
was die Länge des Abstracts betrifft. Z.T. liegen auch Uni- oder abteilungsinterne
Regelungen vor, die solche formale Kriterien regeln.
Das «APA-Manual» (American Psychological Association, 2010, S. 25ff) und die DGPs-Richtlinien (Deutsche Gesellschaft für Psychologie, 2007, S. 31ff) geben eine Reihe nützlicher Hinweise:
Was beinhaltet das Abstract?
Das Abstract widerspiegelt im wesentlichen die Struktur des ganzen Artikels, also Einführung, Methoden, Resultate, Diskussion. Sie beschreibt:
- die Fragestellung, wenn möglich in einem einzigen Satz (entspricht der Einführung). Oft wird davor auch knappe Hintergrundinformation zum Forschungsthema gegeben.
- Bei empirischen Studien: die Charakteristika der Stichprobe, insbesondere Alter,
Geschlecht, Ethnie, Patienten oder gesunde VPn etc., sowie die zentralen Aspekte der
verwendeten Methoden und Prozeduren (entspricht dem
Methodenteil).
Besonders relevant sind solche Informationen, die wahrscheinlich bei der elektronischen Suche berüchsichtigt werden.
Bei Literatur-Reviews sind dies Angaben darüber, wie die relevante Literatur selektiert wurde. - die zentralen Resultate sowie, bei empirischen Studien, die statistischen Signifikanzen und/oder Effektstärken, Konfidenzintervalle u.ä. (entspricht dem Resultateteil)
- die Folgerungen, Implikationen oder Anwendungsmöglichkeiten (entspricht der Diskussion).
Eine gute Zusammenfassung ist...
- vollständig: Die Zusammenfassung soll alle erforderlichen Informationen enthalten und ohne Rückgriff auf den Rest des Artikels verständlich sein.
- akkurat: Sie gibt Zweck und Inhalt der Arbeit korrekt wieder. Inhaltliche Schwerpunkte, Meinungen und die Terminologie des Haupttextes sollten in der Zusammenfassung beibehalten werden. Sie enthält keine Informationen, die im Haupttext nicht auch erscheinen. Falls die berichteten Resultate als zentrales Anliegen andere Forschungsarbeiten replizieren oder erweitern, sollte dies im Abstract erwähnt werden, mit einer entsprechenden Literaturangabe.
- nicht bewertend: Im Abstract wird nur berichtet, nicht bewertet und diskutiert. Es ist nicht der Ort, um dem Inhalt des Haupttextes Aussagen hinzuzufügen oder diesen zu evaluieren.
- kohärent und lesbar: Schreiben Sie in klarer,
verständlicher und knapper Sprache (s. auch Kapitel 4: Schreibstil).
- Vermeiden Sie stark verschachtelte Sätze.
- Verwenden Sie eher Verben statt Substantivierungen: «Die Resultate bestätigen...» statt «Die Resultate erbringen die Bestätigung...»
- Schreiben Sie möglichst nicht im Passiv:
«The authors present the results/We present...» statt «Results were
presented...»
Dies muss für Zusammenfassungen in deutscher Sprache allerdings relativiert werden, wo die Verwendung des Passivs sehr üblich ist. - Verwenden Sie die Gegenwartsform, um Schlussfolgerungen und Resultate mit fortdauernder Gültigkeit zu formulieren.
- Verwenden Sie die Vergangenheitsform, um die Prozeduren und Resultate zu berichten.
- Nicht allgemeingebräuchliche Abkürzungen (inkl. Testverfahren) müssen bei der ersten Nennung ausgeschrieben werden.
- konzis: Fassen Sie sich kurz und machen Sie die
einzelnen Sätze so informativ wie möglich - besonders den ersten.
- Beginnen Sie mit den wichtigsten Punkten.
- Verschwenden Sie keinen Platz damit, den Titel im Abstract zu wiederholen.
- Berichten Sie nur die wichtigsten Konzepte, Resultate oder Folgerungen.
- Versuchen Sie möglichst viele spezifische Fachwörter zu verwenden, welche vermutlich von den Interessenten bei der elektronischen Suche verwendet werden.
Diese Hinweise und Richtlinien haben den Charakter von Empfehlungen. Wenn Sie konkrete, publizierte Abstracts lesen, werden Sie feststellen, dass diese Richtlinien nicht strikt befolgt werden. Die Reihenfolge, in der die obgenannten Punkte im Abstract auftauchen, kann variieren; manchmal fehlt z.B. die Beschreibung der Stichprobe etc. Auf der sprachlichen Ebene kann man kaum absolute, allgemeingültige Regeln aufstellen; manchmal ist eine Substantivierung oder Passivformulierung doch besser.
Siehe auch die Beispiele im nächsten Abschnitt.
Schlagwörter / key words
Zusätzlich zur APA-Empfehlung, die wichtigen Schlagwörter oder key words im Abstract zu verwenden, verlangen manche Journals
die explizite Angabe derselben, um sie zur Indizierung in Katalogen und Datenbanken
verwenden zu können.
In diesem Fall werden die Schlagwörter direkt nach dem
Abstract auf der gleichen Seite angegeben. Zur formalen Gestaltung siehe Abstract im Kapitel 3: Formale
Richtlinien.
Es wird empfohlen, sich bei der Auswahl der Schlagwörter auf die PSYNDEX Terms bzw. den Thesaurus of Psychological Index Terms der APA zu stützen.
Tips zum Vorgehen
- Mehr noch als der Titel sollte das Abstract erst geschrieben werden, wenn man den ganzen Artikel schon verfasst hat.
- Wie schon beim Titel ist es sinnvoll, zuerst einmal spontan eine erste Fassung zu erstellen, die meist noch viel zu lang ist, und diese dann schrittweise auf die geforderte Grösse zu reduzieren.
- Lassen Sie sich von Abstracts anderer Autoren zu ähnlichen Themen oder aus dem gleichen Journal, das Sie für die Publikation ins Auge gefasst haben, inspirieren.