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Absätze schreiben

Dass Kriterien für die Grobstruktur und die formale Gestaltung eines Artikels existieren und auch notwendig sind, ist meist ausreichend bekannt und akzeptiert. Weniger bekannt dagegen ist, dass auch die einzelnen Absätze bestimmten Kriterien genügen sollten, um schlussendlich einen gelungenen Text zu bilden. Die Grundidee eines gelungenen Absatzes wird im englischen manchmal so formuliert:

Tell’em what you’re going to say, say it, and then tell’em what you said.

Einige Anregungen zum Schreiben guter Absätze:

  • Eine Aussage pro Absatz: Jeder Absatz entwickelt nur einen Gedanken oder Argumentationsschritt.

  • Topic sentence: Jeder Absatz enthält einen «Thema-Satz», der die Grundthese oder Hauptaussage formuliert und so den Inhalt des Absatzes kurz zusammenfasst.
    Dieser Satz ist meist der erste im Absatz, oder steht jedenfalls sehr weit vorne. Je kürzer und prägnanter Sie diesen formulieren, desto besser. Im Optimalfall kann man sich als Leser/Leserin einen sehr guten Überblick über den gesamten Text verschaffen, indem man alle ersten Sätze, also die topic sentences, liest.

  • Die Hauptaussage erläutern: Die weiteren Sätze im Absatz dienen dazu, den Inhalt des topic sentence näher zu erläutern. Das Argument wird nun mit logisch miteinander verbundenen Sätzen hergeleitet und erläutert. Dies kann z.B. durch folgende Schritte geschehen:

    • Begriffe definieren
    • Das Thema beschreiben und analysieren
    • Ursachen, Gründe, Wirkungen und Konsequenzen diskutieren
    • einen Vorgang oder Prozess diskutieren
    • Daten anführen
    • vergleichen und kontrastieren
    • Analogien verwenden
    • aussagekräftige Beispiele
    • Geschichten, die den Punkt illustrieren
  • Schluss-/Überleitungssatz: Bei etwas komplexeren Argumentationsschritten und damit oft auch längeren Absätzen ist ein zusammenfassendes Statement notwendig - es ist oftmals sinnvoll, wichtige Dinge zu wiederholen. Dieser letzte Satz kann gleichzeitig die Überleitung zum nächsten Absatz bilden.
  • Länge eines Absatzes: Bei einem doppelzeiligen Text mit breiten Rändern ist eine dreiviertel Seite das Maximum.

Siehe auch:
- Ausführungen im Buch Effizient Schreiben (Plümper, 2008, S. 115ff)
- 5 steps to writing an effective paragraph
- Purdue Online Writing Lab

Beispiel 1

(Natürlich wäre der folgende Text im Artikel als ein Absatz gesetzt, und ist hier nur zur besseren Übersicht unterteilt worden!)

Man unterscheidet die «anterograde» von der «retrograden» Amnesie, eine Unterscheidung, die sich auf den Zeitpunkt der Hirnschädigung bezieht. Dies ist der topic sentence, der den Inhalt des Absatzes umreisst.
Anterograde Amnesie beschreibt die Unfähigkeit, Informationen und Erlebnisse, die nach der Hirnschädigung gelernt bzw. erfahren werden, zu behalten, während retrograde Amnesie die Unfähigkeit beschreibt, Erinnerungen wieder abzurufen, die vor der Hirnschädigung ins Gedächtnis gelangten. Die eingeführten Begriffe werden nun genauer definiert und erläutert.
Die meisten amnestischen Patienten haben eine ausgeprägte anterograde Amnesie, ihre retrograde Amnesie weist hingegen häufig einen zeitlichen Gradienten auf und umfasst – dem Ribot’schen Gesetz «last in-first out» (Ribot, 1882) folgend – vor allem die Gedächtnisinhalte, die kurz vor dem hirnschädigenden Ereignis erworben wurden, während länger zurückliegende Ereignisse unbeeinträchtigt abgerufen werden können. Es finden sich jedoch auch Patienten, die bei erhaltenem Neugedächtniserwerb nahezu ausschließlich retrograde Gedächtnisstörungen aufweisen (Kopelman, 2002; Kroll, Markowitsch, Knight, & von Cramon, 1997). Anhand von kontrastierender Beispiele wird diese Unterscheidung weiter erklärt und illustriert.

Aus: Thöne-Otto, A., George, S., Hildebrandt, H., Reuther, P., Schoof-Tams, K., Sturm, W. & Wallesch, C. (2010). Diagnostik und Therapie von Gedächtnisstörungen. Zeitschrift für Neuropsychologie, 21, 271–281.

Beispiel 2

(Natürlich wäre der folgende Text im Artikel als ein Absatz gesetzt, und ist hier nur zur besseren Übersicht unterteilt worden!)

Effektive neuropsychologische Therapie zeichnet sich auch durch eine Generalisierung ihrer Effekte auf Alltagsverhaltensweisen aus. Auch hier ist der erste Satz der topic sentence.
Zur Einschätzung des Transfers wurden in der vorliegenden Studie alltagsrelevante Kompetenzen über zwei Skalen einer nicht publizierten Version des Fragebogens räumlicher und assoziierter Störungen von Neumann, Neu und Kerkhoff (2005) erfasst. Für den visuellen Neglekt erreichte die Effektstärke den Wert von 1.65, für die Aufmerksamkeitsleistungen 0.63. Dies deutet darauf hin, dass die Veränderungen, die speziell die Neglektsymptomatik betrafen, Fremdbeobachtern deutlich auffielen. Die Haupttaussage wird mit Daten untermauert.
Die Effekte der PA-Therapie blieben somit nicht auf leistungstestpsychologisch fassbare Effekte beschränkt, sondern generalisierten auf alltagsrelevante Verhaltensweisen. Der letzte Satz fasst die Aussage nochmals in der Form einer Folgerung zusammen.

Aus: Dimova, V., Förtsch, J., Klos, T., Schupp, W., Reinhardt, F. & Lautenbacher, S. (2009). Eine Therapiestudie zur Behandlung des visuellen Neglekts mittels Prismenadaptation. Zeitschrift für Neuropsychologie, 20, 271 – 284.